Das echte Kuba in einer Kokosnußschale

Am nächsten Morgen ausgeruht lerne ich beim Frühstück zwei deutsche Mädchen kennen die gestern Abend noch in der Casa Particular angekommen sind. Sie bereisen Kuba mit einem Mietauto, dessen Kofferraum sie nicht mehr aufbekommen und ihr Gepäck steckt darin fest. Gestern hatte jemand versucht von innen in den Kofferraum zu gelangen, dabei musste die gesamte Rückbank zerlegt werden, aber auch dann sind sie nicht weitergekommen. Ein Anruf bei der Autovermietung und mit der Hilfe des Sohnes der Casa Particular wird das Problem gelöst, ein versteckter Hebel unter der Fussmatte öffnet den Kofferraum und alle sind erleichtert weil das Problem sich so rasch lösen ließ.

Ich treffe Yoni dann um 10 Uhr, wir gehen zum Strand entlang der Bucht Matanzas. Ich frage ihn wie die Salsaparty gestern war, ob er studiert oder arbeitet, er mich ob ich single bin und warum mein Freund nicht mitgekommen ist. Ich stelle klar, das ich einen Freund habe, hier bin um spanisch zu lernen, Kuba zu bereisen und die Menschen kennenzulernen. Wir unterhalten uns eine ganze Weile über unsere Herkunft, Kultur und das Reisen.
Yoni ist Krankenpfleger also in Kuba ein sehr guter Job, lebt wohl schon immer in Matanzas, hat ganz Kuba bereist und als Zusatzeinkommen hält er Schweine und Hühner in seinem Garten. Wie er selbst sagt, ist er aber nicht reich. Er hilft auch noch den Bewohnern in seinem Haus und seiner Familie finanziell aus.

Später lerne ich auch seine Mutter, Schwester, Schwager und Bruder kennen im Haus seiner Mutter. Wir holen uns Kokosnüsse vom Baum, auf das habe ich mich schon seit meiner letzten Reise nach Ozeanien und Asien gefreut. Gelegentlich werfen wir dem Hund ein paar kleine Kokosstücke zu, ich begrüße die Hühner im kleinen Stall und die Schweine in einem betongemauerten Verschlag.

Seine Schwester wäscht gerade Wäsche, das ist so wie in Omas Zeiten. Der Waschautomat ist oben offen mit viel Schaum darin und die Wäsche wird mit der Hand gespühlt.

Wir gehen auch durch das Viertel wo die ärmeren Bewohner Matanzas leben, bei Freunden von Yoni werfe ich einen Blick in das kleine Zimmer mit 2 Betten der Raum ist gefüllt mit Menschen die gerade TV schauen, zu Mittag essen, mich freundlich begrüßen und mir auch Essen anbieten, die Stimmung ist heiter.

An einem anderen Haus wird gerade die Wand neu gestrichen, verziehrt mit einem Zitat von Roul Castro über den Sozialismus.

Wir überqueren den Fluß der auch durch Havana fließt über eine Betonbrücke
mit rostigem Geländer bis wir zu einem Haus gelangen wo gerade die Preisung eines Heiligen der Naturreligion Kubas stattfindet. Es ist eine Art Altar aufgebreitet mit Figuren, Essensgaben und Kerzen umringt von Trommlern und Sängern die in dem kleinen Raum Platz finden.

Draussen vor dem Haus stehen weitere Personen oder sitzen um einen Tisch, trinken Rum, spielen Domino und die Hunde streifen durch die Runde.

Eine Dame hat Poster dabei mit halbnackten Mädchen und Pin-Ups von Männern, einige sehen sie sich an und ich muss grinsen über die Zusammenfügung der Ereignisse.

Ich kehre zurück in die Casa Particular, Yoni begleitet mich,er begrüßt immer wieder vorbeigehende Passanten, seine Freunde, deren Kinder und Nachbarn.

Abends treffen wir uns um ein Raggae / Hip Hop Konzert einer der bekanntesten Bands Kubas wie mir Yoni berichtet in einem Park am Fluß zu besuchen. Die Bühne beschallt begleitet von Videoleinwänden und Videoclips der Charts den Park. Langsam füllt sich das Gelände mit vorrangig Jugendlichen und Kindern aus ganz Matanzas Stadt. Es ist bereits nach 23 Uhr als ich mich zurück zur Casa Particular begeben muss. Eine zeitige Abreise morgen früh nach Havana mit dem Bus verhindert, dass ich das eigentliche Konzert sehen kann, es hat sich für mich trotzdem gelohnt mich mitten hinein zu mischen und weitere Freunde Yonis zu treffen. Ein kurzer Regenschauer begleitet mich dann zurück in Richtung Zentrum.

Die heute gewonnenen Eindrücke über Kuba haben mich tief berührt. In nur einem Tag habe ich das richtige Kuba abseits des Massentourismus in seiner großen Vielfalt erleben dürfen. Faszination kann es nur annähernd beschreiben.
Die Ursprünglichkeit der Menschen Matanzas hat mich in Kuba ankommen lassen.

Posted in tita-logue 12 years, 4 months ago at 12:17 AM.

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